Schloss Gripsholm: Eine Sommergeschichte

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Schloss Gripsholm ist ein fantastisch heiteres, in Ansรคtzen utopisches Buch รผber Liebe, Glรผck und Urlaub. Der Autor verfasste es zu einer Zeit, als er unter den Verschleisserscheinungen seines unermรผdlichen politischen Journalismus zu leiden begann. Die Offenheit, Weltklugheit und Grossherzigkeit der Hauptfiguren wirken wie ein Gegenentwurf zum kleinkarierten und reaktionรคren deutschen Wesen, das Tucholsky immer wieder beklagte. Am Anfang des Buches steht die Bitte des Verlegers Rowohlt, der Autor mรถge ihm eine leichte Liebesgeschichte schreiben. Gleich darauf begibt sich der Ich-Erzรคhler mit seiner โ€žPrinzessinโ€œ Lydia in den Urlaub nach Schweden. Die beiden Sommerfrischler mieten sich im Schloss Gripsholm ein. Gemeinsam mit Lydias bester Freundin erleben sie in ganz und gar aufgerรคumter Stimmung eine Nacht zu dritt โ€“ eine quasi biografische Episode, die wesentlich zu Tucholskys Ruf als Erotomane beitrug. Spรคter machen sich die Urlauber in der Umgebung nรผtzlich: Sie befreien ein unglรผckliches Heimkind aus den Fรคngen einer diktatorischen Heimleiterin. Schloss Gripsholm wechselt auf bezaubernde Weise die Tonlagen, ist oft komisch, immer erfrischend, mitunter weise und lรคsst im Hintergrund des Glรผcks nie die Hรคrten der Zeit vergessen.

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Kurt Tucholsky wird am 9. Januar 1890 in Berlin als Sohn eines jรผdischen Bankkaufmanns geboren. Sein Vater stirbt bereits 1905. Vier Jahre spรคter nimmt Tucholsky ein Jurastudium auf und beginnt parallel dazu als Journalist fรผr linksliberale Zeitschriften zu arbeiten. 1912, noch zu Studienzeiten, verรถffentlicht er mit der idyllisch-erotischen Liebeserzรคhlung Rheinsberg einen ersten Erfolgstitel. Im April 1915, kurz nach Beendigung des Studiums, wird er eingezogen. Er nimmt am Ersten Weltkrieg zunรคchst als Frontsoldat, spรคter als Herausgeber einer Feldzeitung teil und kehrt 1918 als รผberzeugter Pazifist aus dem Militรคr zurรผck. Fรผr zwei Jahre รผbernimmt er die Chefredaktion eines satirischen Wochenblatts, dann schreibt er vor allem fรผr die linksliberale Wochenzeitschrift Weltbรผhne. Seine unzรคhligen Beitrรคge verรถffentlicht er unter wechselnden Pseudonymen, darunter Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel. Tucholsky wird zu einem der fรผhrenden Publizisten der Weimarer Republik. Kompromisslos kritisiert er den reaktionรคren Geist, die verbohrte Vaterlandsliebe und die militaristische Gesinnung der Deutschen. Daneben schreibt er Lieder, Revuen, Glossen und satirische Gedichte. Er ist zweimal kurz verheiratet, aber nie treu. In mehreren linken Gruppierungen engagiert sich Tucholsky auch direkt politisch. 1924 geht er als Korrespondent nach Paris. Von nun an lebt er, wie sein Vorbild Heinrich Heine, nur noch sporadisch in Deutschland. 1930 siedelt er nach Schweden รผber und gibt die journalistische Arbeit nach und nach auf. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 schwinden seine Publikationsmรถglichkeiten in der Heimat. Im August desselben Jahres wird er ausgebรผrgert, seine Bรผcher werden verboten und verbrannt. Nach lรคngerer Krankheit und in tiefer Resignation stirbt Tucholsky am 21. Dezember 1935 an einer รœberdosis Schlaftabletten โ€“ ob absichtlich oder nicht, ist unklar.

Der Guro Verlag mit Sitz in Bern ist spezialisiert auf Klassiker der Weltliteratur und philosophische Schriften.

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