Die Analyse der Organisationsformen des deutschen Liberalismus, wie sie sich im politischen Alltag entwickelt haben, erÃļffnet eine fruchtbare historiographische Perspektive. Aus diesem Blickwinkel kÃļnnen zum einen die Kenntnisse Ãŧber eine (im weitesten Sinne) Sozialgeschichte des deutschen Parteiwesens im 19. Jahrhundert erweitert werden. Zum anderen gelingt es, die These einer vermeintlichen Unfähigkeit des Liberalismus zur Organisation und sozialen Milieubildung erneut zu relativieren. -- Die vorliegende Arbeit ist dieser Perspektive verpflichtet. Monica Cioli analysiert die Organisationsformen der Nationalliberalen Partei, der Deutschen Fortschrittspartei und der Liberalen Vereinigung in der Zeit der sogenannten Zweiten ReichsgrÃŧndung zwischen 1878 und 1884. Anhand dieser Untersuchung macht die Autorin deutlich, dass die Liberalen nicht nur politisch, sondern auch organisatorisch pragmatisch waren, was sie anhand der Analyse des Bundeswesens, des Vereinswesens und des Honoratiorenwesens aufzeigt. -- Im weiteren Verlauf der Arbeit vergleicht Cioli den deutschen mit dem italienischen Liberalismus. Dabei legt sie dar, daà die unterschiedlichen Organisationsformen auf die jeweiligen Staatsformen zurÃŧckgefÃŧhrt werden kÃļnnen. Sie erÃļrtert in diesem Zusammenhang auch, inwiefern sich der deutsche FÃļderalismus und der italienische Zentralstaat auf die Organisationsform der Liberalen beider Nationen auswirken konnten