70 Jahre nach Kriegsende setzt sich der groรe russische Autor Daniil Granin mit seiner โSchรผtzengrabenwahrheitโ (1941-1944) auseinander und entwirft das vielstimmige, erschreckende und bisher unbekannte Bild eines Krieges, wie ihn weder russische noch deutsche Historiker beschreiben kรถnnten.
Sofort nach dem รberfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juli 1941 meldete sich Daniil Granin als Kriegsfreiwilliger. Unerfahren und unbewaffnet wurde er โin den Fleischwolfโ des Krieges geworfen. Aus der Perspektive des jungen Leutnants D. und aus heutiger Sicht hinterfragt Granin die Wahrheiten der Vergangenheit und der Gegenwart. Unbewรคltigte Kriegstraumata, unsinnige Menschenopfer und Verluste, die Opferung ganzer Armeen aus ideologischen Grรผnden, aber auch die tragische Heimkehr traumatisierter Kriegsveteranen, die mit ihren physischen und psychischen Schรคden allein gelassen wurden, mit all diesen lange verschwiegenen Seiten des Krieges setzt sich Granin in diesem zutiefst beeindruckenden Roman auseinander.
Der Roman wurde 2012 mit dem Preis โGroรes Buchโ ausgezeichnet.
โUnser Krieg war ungeschickt, unsinnig, aber das wurde nicht gezeigt und darรผber wurde nicht geschrieben. Unser Krieg war ein anderer.โ Daniil Granin.
โEin guter Schriftsteller! Diese Leute sterben aus, die den Krieg mitgemacht haben. Wir sind die letzten.โ Helmut Schmidt.
Daniil Granin, geboren 1919, studierte Elektrotechnik, arbeitete als Ingenieur, meldete sich 1941 als Kriegsfreiwilliger. Verรถffentlichte ab 1949 zahlreiche Romane, von denen viele ins Deutsche รผbersetzt wurden. Zusammen mit Ales Adamowitsch verfasste er 1987 โDas Blockadebuchโ. Am 27. Januar 2014 hielt er eine vielbeachtete Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Gedenken an die Opfer der Leningrader Blockade. Daniil Granin starb am 4. Juli 2017 in St. Petersburg.
Jekatherina Lebedewa studierte รbersetzungswissenschaft und Slawistik, publizierte Nachdichtungen russischer Lyrik, z. B. Arseni Tarkowski, Marina Zwetajewa, Bulat Okudshawa, Wladimir Wyssozki und รผbersetzte Theaterstรผcke. Seit 2004 Professur an der Universitรคt Heidelberg.