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claudi-1963 Stückner
"Wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie." (Friedrich Nietzsche/Buchauszug) Völlig überraschend und unerwartet verstirbt Marie und Lenas Vater in Hooksiel. Viel zu lange hatten die beiden keinen Kontakt mehr zu ihm, besonders wegen seiner neuen Frau Ilonka. Umso erstaunter sind sie, als sie die Einladung zur Seebestattung bekommen. Die hochschwanger Lena darf nicht und Marie möchte am liebsten ebenfalls nicht hingehen. Jedoch gemeinsam mit ihrer Mutter und Oma reist sie dann doch nach Hooksiel. Dort entdecken sie bei der Seebestattung eine unbekannte Frau, die für Marie eine Tasche übergibt. Alle Spuren zu der Frau scheinen auf die Insel Norderney zu führen. Deshalb beschließen sie gemeinsam, weiter auf die Nordseeinsel zu reisen. Derweil kehren bei Marie wieder die alten Kindheitserinnerungen zurück. Bei Kirschstreusel, Kirschröster und Milchreis lernt sie ihren Vater noch mal von einer ganz anderen, neuen Seite kennen. --- Meine Meinung: Das bunte Cover wie ich es seither von der Autorin kenne, passt hier wieder sehr gut zur Geschichte. Der Schreibstil ist locker, flüssig, ernsthaft, humorvolle und wieder einmal gespickt mit wunderschönen Zitaten und Lebensweisheiten. Am Ende des Buchs befinden sich ebenso wie in all ihren Büchern, einige der Rezepte die in der Geschichte auftauchen. Maries Leben und Liebe läuft in allen Belangen gerade nicht so, wie sie es sich wünscht. Im Job als Drogistin ist sie nicht gerade glücklich und ihre Liebe zu Marc scheint auch etwas abgekühlt zu sein. Darum ist die Seebestattung ihres Vaters nicht nur eine Pflicht, sondern es ist vor allem die Suche nach der Vergangenheit und einer neuen Zukunft für sich. Der neue Sommerroman wartet wieder einmal mit viel Wärme, Harmonie, idyllischer Lokalkolorit durch die Nordsee mit Hooksiel, den Inseln Norderney und Juist auf. Man spürt sofort wieder das Faible für diese Region, das es der Autorin angetan hat. Ihre Liebe zur Nordsee und den Inseln fließt dabei so phänomenal in die Geschichte mit ein, sodass ich sofort ein Urlaubsfeeling hatte. In ihren Büchern tauchen meist Standorte und Örtlichkeiten auf, die man sogar danach real besuchen kann. Wie z. B. hier die Kaffeerösterei "Bittersüß" auf Norderney, die in dieser Geschichte auftaucht. Genauso werden die Rezepte im Anhang von der Autorin unter die Lupe genommen und getestet, bevor sie in ihre Geschichte einfließen dürfen. Deshalb bekommt man meist bei ihren Büchern nicht nur Lust auf Urlaub, sondern ebenso Hunger auf die leckeren Köstlichkeiten. Zudem freute ich mich auf ein Wiedersehen mit einigen Bekannten aus vorherigen Büchern. Überzeugen konnte mich vor allem etwas zwiegespaltene und verunsicherte Marie die jedoch eine ganz warmherzige Art an sich hat. Besonders jetzt in der Corona-Krise wo wir alle so am Boden sind, konnte mich dieses Buch noch mehr begeistern und in eine wunderschöne, normale Urlaubszeit katapultieren. Deshalb von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
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Sandra K
Marie scheint in ihrem Leben immer noch nach etwas zu suchen. Ihre Beziehung musste einige kleine Rückschläge einstecken und ihre Arbeit im Drogeriemarkt nach dem geschmissenen Studium füllt sie nicht richtig aus, so dass einiges auf der Kippe zu stehen scheint. Als sie und ihre Familie die Nachricht erhalten, dass ihr Vater, mit dem sie schon seit Jahren kaum mehr Kontakt hatten, gestorben sei, ist das Gefühlschaos perfekt. Um sich richtig verabschieden zu können, überreden sie Mutter und Großmutter dazu, an der baldigen Seebestattung des Vaters teilzunehmen. Um danach endlich wieder etwas Energie zu tanken, soll aus der Fahrt ein Wochenendtrip nach Norderney werden. Für Marie entwickelt sich die Reise jedoch noch in eine ganz andere Richtung, denn sie kommt ihrem Vater wieder näher und lässt wundervolle Kindheitserinnerungen wieder aufleben. Anne Barns schickt uns mit Marie auf diese Reise und bindet den Leser wunderbar in das Geschehen mit ein, da sie nicht mit aufgesetzten Gefühlen jongliert, sondern alle Charaktere im Buch realistisch handeln und fühlen lässt. Genau das fand ich ungemein spannend. Bereits am Anfang der Geschichte konnte ich Maries zwiespältige Emotionen in Bezug auf den Tod ihres Vaters komplett nachvollziehen. Die schönen Kindheitserinnerungen, jedoch auch die Enttäuschungen als Scheidungskind, sowie das jahrelange Fehlen des Vaters spielen hier eine große Rolle. Auch besonders positiv empfand ich den familiären Zusammenhalt zwischen Töchtern, Mutter und Großmutter. Die Frauentruppe hat viel Power, jeder jedoch seinen eigenen Charakter, unterstützt sich aber gegenseitig perfekt ohne zu bestimmend zu werden. Solch eine Frauendynamik vermisse ich in so vielen Romanen! Auch später im Buch begegnen wir als Leser starken Frauenfiguren, die jedoch glücklich sind auch ohne andere schlecht dastehen zu lassen. Beide Daumen hoch für die tollen Frauen im Buch! Auf den Inseln Norderney und Juist spielt sich vor allem Maries Entwicklung ab. Die Autorin schafft es auch hier dieses Inselfeeling gut rüber zu bringen, ohne vom Geschehen abzulenken. Ich, als Kind des Südens, fand die Dynamik der Inseln sehr spannend und konnte mir den Tagesablauf der dort Lebenden wunderbar vorstellen. Auch die Natur wird nicht ausgelassen und ich konnte nachvollziehen, wie sich Maries Unsicherheiten langsam vom Wasser wegspülen ließen. Ich persönlich konnte keine Längen in der Geschichte feststellen. Ab dem Aufbruch zur Reise nimmt die Geschichte an Fahrt auf und liefert immer wieder spannende Stellen. Als Leser wollte ich richtig, dass Marie immer weiter macht und sich keine Entschleunigung einstellt. Auch an dieser Stelle wurde ich nicht enttäuscht. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich: das Ende bzw. die Entscheidung Maries in Bezug auf die Liebe. Hier hätte ich mir einen komplett anderen Ausgang gewünscht, jedoch ist dies mein persönlicher Geschmack. Sprachlich gesehen gibt es von mir keinerlei Kritik. Anne Barns weiß, dass sie ihr Handwerk beherrscht und verzaubert den Leser mit den unterschiedlichen Orten und besonders durch die genussvollen Szenen mit wunderbaren Leckereien. Beim Lesen muss man damit rechnen, dass man Gelüste auf allerlei Gerichte oder Backwerk haben wird. Ihr seid hiermit vorgewarnt! Die erwähnten Leckereien sind am Ende des Buches mit den Rezepten aufgeführt. Von den verführerischen "Sommerwölkchen" müsst ihr demnach nicht nur träumen, sondern könnt sie bald auch selbst genießen.
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S. L.
Anne Barns schafft es immer wieder, mich für die Nordsee zu begeistern. Dieses Mal geht es gleich auf zwei Inseln, Norderney und Juist. Ich muss sagen, der Beginn des Buches hat mich nicht so sehr gefesselt, da er doch etwas traurig war. Erst als Marie sich auf die Suche nach der fremden Frau macht, da hat es mich gepackt. Mir hat die familiäre Harmonie zwischen Marie, ihrer Mama und ihrer Oma sehr gefallen. Am meisten hat mich gefreut, dass man auf viele alte Bekannte aus den vorherigen Büchern trifft. Durch sie werden einige Geheimnisse um Maries Familie gelüftet. Wenn man die Bücher gelesen hat, dann kennt man ein paar mehr Hintergrundinformationen, die dem Leser, der nur dieses Buch liest, leider verwehrt bleiben. Jedoch kann man das Buch natürlich unabhängig von den anderen lesen. Aber mir hat es umso mehr Spaß gemacht, weil ich diese Hintergründe schon kenne! Die Autorin schafft es immer wieder, sehr fesselnd zu schreiben und ich bin durch die Geschichte regelrecht geflogen. Die Rezepte am Ende sind wieder Hammer und ich werde einige ausprobieren. Wer kann, soll sich doch die Bücher der Autorin besorgen! Ihr werdet es nicht bereuen und jetzt haben wir bestimmt so einige Zeit zu überbrücken, die wir zum lesen nutzen können.