Die Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre gliedert sich in drei einleitende Grundsรคtze, einem daraus abgeleiteten theoretischen Teil und einem daraus abgeleiteten praktischen Teil. Typisch fรผr den frรผhen deutschen Idealismus ist hierbei das systematische, deduktive Vorgehen vom Unbedingten zum Bedingten - also vom Absoluten zur Welt. Grundsรคtze: Erster, schlechthin unbedingter Grundsatz Der unbedingte Grundsatz der Wissenschaftslehre soll nach Fichte "diejenige Tathandlung ausdrรผcken, die ... allem Bewusstsein zum Grunde liegt, und allein es mรถglich macht." Der von Fichte geprรคgte Term Tathandlung meint hier, dass das Handelnde und das Getane dasselbe sind. Fichte findet diese Tathandlung in einem Selbstsetzen des Ich. Der unbedingte Grundsatz der Wissenschaftslehre ist also das Ich selbst: Ich = Ich, verstanden als รคquivalent zu Ich bin. Zweiter, seinem Gehalte nach bedingter Grundsatz Anders als der erste unbedingte Grundsatz kann der zweite Grundsatz nur in Abhรคngigkeit vom ersten aufgestellt werden. Wรคhrend der erste Grundsatz das Selbstsetzen zum Thema hatte, behandelt der zweite das Entgegensetzen. Dritter, seiner Form nach bedingter Grundsatz Der dritte Grundsatz beschรคftigt sich mit der gegenseitigen Limitation von Ich und Nicht-Ich. Diese Begrenzung findet nach Fichte wiederum im Ich selbst statt, weshalb man von einem subjektiven Idealismus spricht: Die Masse dessen, was unbedingt, und schlechthin gewiss ist, ist nunmehr erschรถpft; und ich wรผrde sie etwa in folgender Formel ausdrรผcken: Ich setze im Ich dem teilbaren Ich ein teilbares Nicht-Ich entgegen. รber diese Erkenntnis hinaus geht keine Philosophie; aber bis zu ihr zurรผckgehen soll jede grรผndliche Philosophie; und so wie sie es tut, wird sie Wissenschaftslehre." Die drei Grundsรคtze Setzen, Entgegensetzen und Teilen entsprechen den Kategorien der Qualitรคt (Realitรคt, Negation und Limitation), die von Immanuel Kant in der Kritik der reinen Vernunft entwickelt werden.