Neue Deutsche Rechtschreibung
Die Leute von Seldwyla ist ein zweiteiliger Novellenzyklus des Schweizer Dichters Gottfried Keller.
Erster Band
- Pankraz, der Schmoller
- Romeo und Julia auf dem Dorfe
- Frau Regel Amrain und ihr Jรผngster
- Die drei gerechten Kammacher
- Spiegel, das Kรคtzchen. Ein Mรคrchen
Zweiter Band
- Kleider machen Leute
- Der Schmied seines Glรผckes
- Die miรbrauchten Liebesbriefe
- Dietegen
- Das verlorne Lachen
Seldwyla bedeutet nach der รคlteren Sprache einen wonnigen und sonnigen Ort, und so ist auch in der Tat die kleine Stadt dieses Namens gelegen irgendwo in der Schweiz. Sie steckt noch in den gleichen alten Ringmauern und Tรผrmen wie vor dreihundert Jahren und ist also immer das gleiche Nest; die ursprรผngliche tiefe Absicht dieser Anlage wird durch den Umstand erhรคrtet, dass die Grรผnder der Stadt dieselbe eine gute halbe Stunde von einem schiffbaren Flusse angepflanzt, zum deutlichen Zeichen, dass nichts daraus werden solle. Aber schรถn ist sie gelegen, mitten in grรผnen Bergen, die nach der Mittagseite zu offen sind, sodass wohl die Sonne hereinkam, aber kein raues Lรผftchen. Deswegen gedeiht auch ein ziemlich guter Wein rings um die alte Stadtmauer, wรคhrend hรถher hinauf an den Bergen unabsehbare Waldungen sich hinziehen, welche das Vermรถgen der Stadt ausmachen; denn dies ist das Wahrzeichen und sonderbare Schicksal derselben, dass die Gemeinde reich ist und die Bรผrgerschaft arm, und zwar so, dass kein Mensch zu Seldwyla etwas hat und niemand weiร, wovon sie seit Jahrhunderten eigentlich leben. Und sie leben sehr lustig und guter Dinge, halten die Gemรผtlichkeit fรผr ihre besondere Kunst, und wenn sie irgendwo hinkommen, wo man anderes Holz brennt, so kritisieren sie zuerst die dortige Gemรผtlichkeit und meinen, ihnen tue es doch niemand zuvor in dieser Hantierung.
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