Angela

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Mit verstohlenem Lächeln schauten die Mitreisenden auf das frische, junge Mädchen, das seit einer vollen Stunde sehr unruhig war. Bald sprang es auf, eilte zum Fenster, sah sich dort um, ließ sich mit einem kaum hörbaren Seufzer wieder auf das Polster nieder, starrte durch das andere Fenster, riß an den Handschuhen, die ohnehin schon zwei Löcher aufwiesen - dann begann das Spiel der Ungeduld von neuem. Das Gegenüber, ein älterer Herr mit ergrautem Vollbart, hielt es schließlich für ratsam, das hübsche, junge Mädchen ein wenig zu unterhalten. Als er aber sagte, daß man in etwa zehn Minuten die Fabrikstadt M. erreicht haben würde, sprang sein jugendliches Gegenüber erregt auf, riß den Reisemantel vom Haken, kletterte in der nächsten Sekunde auf den Polstersitz, um das Handköfferchen aus dem Netz zu holen, und wies mit aufgeregtem und energischem Kopfschütteln die Dienste eines jungen Herrn zurück, der ihr dabei behilflich sein wollte. Ebenso hastig wurde der Schirm aus dem Netz genommen, und bei dieser Bewegung schlug sie dem vollbärtigen Herrn mit dem dicken Knauf fast ins Gesicht. Dann drehte sie sich mehrere Male um ihre eigene Achse, suchte die Polster ab, machte mit dem Fuße krampfhafte Anstrengungen, als wollte sie etwas unter dem Sitz hervorscharren, bis der junge Mann, von Mitleid erfüllt, freundlich sagte: "Haben gnädiges Fräulein etwas verloren?" Es erfolgte keine Antwort, das Suchen wurde noch intensiver. Das jugendfrische Gesicht mit den großen, braunen Augen nahm einen immer gespannteren Ausdruck an, und als der dahinsausende Zug sein Tempo merklich verlangsamte, kam es endlich angstvoll über die jungen Mädchenlippen: "Wo ist mein Handtäschchen?" Das Drehen und Wenden begann von neuem. Die Insassen des Abteils mußten sich weit zurücklehnen, um nicht von dem Koffer oder dem Schirm, den die junge Reisende krampfhaft festhielt, getroffen zu werden. "Mein Handtäschchen ist mir gestohlen - mein Geld, meine Fahrkarte!" "Gestohlen kann es nicht sein, mein liebes Fräulein, vielleicht ist es in die Polster gerutscht." Nun suchten und wühlten zwei, bis die Stimme des alten Herrn erklang: "Am Arme hängt Ihnen ein Ledertäschchen. Ist es das Gesuchte?" "Ach - ja." Nun kramte Angela Lamprecht aber erst recht. Was sie noch vermißte, war keinem der Mitreisenden klar. In der Polsterecke suchte sie, drehte dem alten Herrn dabei ständig den Rücken zu; der aber wußte genau, daß die niedliche Mitreisende nur das verschämte, blutübergossene Gesichtchen vor ...

Acerca del autor

Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.

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