Laut Stefan Zweig hat kein zeitgenÃķssischer Autor, nicht einmal Marx oder Nietzsche, den radikalen spirituellen Schock ausgelÃķst, den Tolstois Werke Millionen und Abermillionen von Menschen auf der ganzen Welt versetzten. Aber von welchem ââTolstoi sprechen wir? FÞr Zweig ist es der Essayist Tolstoi, radikaler Denker und unbestechlicher Anarchist. Dieser Tolstoi, der behauptet, dass der Staat der groÃe Vertuscher sozialer Ungerechtigkeit ist, durch ein komplexes System der Gewalt, das auf Parlamenten, GefÃĪngnissen, Richtern, Steuereintreibern, der Polizei und Armeen basiert. Jener Tolstoi, der behauptet, dass das Gewissen und die religiÃķse und moralische Ãberzeugung jedes Einzelnen unverÃĪuÃerlich sind und dass keine ÃĪuÃere Macht dort ihre DomÃĪne errichten kann. Es handelt sich bei diesem Werk um den dritten Aufsatz aus dem Buch Drei Dichter ihres Lebens: Casanova, Stendhal, Tolstoi aus dem Jahr 1928. Teils Biografie, die auch mit Kritik nicht spart, teils Literaturkritik bietet der Aufsatz eine interessante Perspektive auf den vermutlichen wichtigsten russischen Romanschriftsteller des 19. Jahrhunderts.